Schule: Gegen Leistungsterror und soziale Ausgrenzung

Für eine linke Bildungsoffensive!

In unserer Gesellschaft dient das Bildungssystem in erster Linie der Stabilisierung und Reproduktion gesellschaftlicher Verhältnisse – und dazu gehören auch die sozialen Ungleichheiten. Zwar wird uns vorgegaukelt, dass jeder Mensch die gleichen Chancen auf eine hohe soziale Position habe, die Realität sieht jedoch anders aus: Kinder aus Familien mit hohem Einkommen werden stärker gefördert, bekommen für die gleichen Leistungen leichter gute Noten, machen öfter das Abitur und studieren häufiger als ihre Mitschüler*innen aus weniger reichen Familien. Für Kinder aus ärmeren, weniger gebildeten Elternhäusern oder aus Familien mit Migrationshintergrund ist es oft schwierig mitzuhalten. Sie werden ausgesiebt. Folglich findet ein Wechsel zwischen den Schulformen bei ihnen fast ausschließlich nach unten statt. Dank der sozialen Selektion sichert sich die Elite ihre Machtposition, während die Mittelschicht gegen die Unterschicht ausgespielt wird. Mit der Illusion, aufsteigen zu können, und der Angst vor dem sozialen Abstieg wird Kindern in der Schule bereits gezeigt, was später auf dem Arbeitsmarkt auf sie wartet.

Friss oder stirb – Gegen Leistungsdruck und Konkurrenzkampf!

Statt allen Schüler*innen die größtmögliche schulische Förderung zukommen zu lassen, basiert unser Schulsystem auf einem Konkurrenzsystem. Dieses ist von Anfang an darauf ausgerichtet, vermeintlich schwache Schüler*innen »auszusieben«, so dass nur die »Besten« die Möglichkeit bekommen, das Gymnasium zu besuchen. Ganz einfach: Der*die Schwächste fliegt, muss die Schulform wechseln oder bleibt sitzen. Das Messen in »Gut« und »Schlecht« produziert automatisch Verlierer*innen. Der Mensch wird durch Noten bewertet, die das Spiegelbild des eigenen Wertes in der Gesellschaft wiedergeben sollen. Wer schlechte Noten hat, ist weniger »wertvoll« und verliert zuletzt oft den Glauben an die eigenen Stärken und Fähigkeiten. Dabei sind schlechte Noten keineswegs ein Zeichen von Schwäche oder Leistungsunfähigkeit, genauso wie gute Noten in erster Linie ein Zeichen von Anpassungsfähigkeit sind.

In 9 bis 12 Jahren so viel Lernstoff in sich hineinzustopfen wie möglich, entspricht kapitalistischer Verwertungslogik – die (wirtschaftliche) Leistungsfähigkeit ist das Ziel des Bildungssystems. Auf diese Weise soll der Arbeitsmarkt mit »Leistungsträger*innen« bedient werden, die es bereits gewohnt sind, 40 bis 60 Stunden pro Woche zu arbeiten und unter Druck Höchstleistungen zu erbringen. Wer bereits in der Schule diesem Druck nicht standhält, gehört zu den »Bildungsverlier*innen«, für die der Arbeitsmarkt keine »Verwertung« findet. Der stetige Leistungsdruck und das Bewertungssystem, denen der/die Schüler*in ausgesetzt ist, führen außerdem zu einem Konkurrenzdenken. Es gehen wichtige Werte wie Solidarität, Zusammenhalt und Unterstützung untereinander verloren, da die Leistungsbewertung seiner*ihrer Selbst im Vordergrund steht.

Denkfabriken schließen – Bildungssysteme revolutionieren!

Die Schule sollte stattdessen ein Ort sein, der uns Bildung vermittelt, die uns dazu anregt, Sachverhalte kritisch zu reflektieren und im Unterricht zu diskutieren. Wir möchten selbstbestimmt, unabhängig und unseren individuellen Bedürfnissen entsprechend lernen. Wir wollen mitreden und mitgestalten, wenn es um unsere Zukunft geht. Wir möchten die Möglichkeit haben, über den Tellerrand hinaus zu blicken, um Bestehendes nicht als unveränderbar hinzunehmen, sondern es zu hinterfragen und alternative Vorstellungen und Ideen zu erörtern. Für uns ist Schule mehr als Fakten anhäufen, um dieses Wissen in Prüfungen bulimieartig wieder loszuwerden. Wir wollen unseren eigenen Interessen folgen können, um uns weiterzuentwickeln und Hierarchien zu überwinden. Schule soll Bildung vermitteln, die sich nicht einteilt in unnützes, nicht verwertbares und nützliches, verwertbares Wissen. Aus diesem Grund muss Schulbildung mehr vermitteln als das, was am Arbeitsmarkt notwendig erscheint.

Die Schule muss Gemeinschaft und Zusammenhalt, das »soziale Miteinander« sowie Respekt vor Andersdenkenden vermitteln und einen Beitrag zur Schaffung eines ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Bewusstseins leisten. Das gelingt nur, wenn alle junge Menschen gemeinsam mit- und voneinander lernen. Es bedeutet auch, dass Bildung unter Ausschluss jeglicher wirtschaftlicher, militärischer oder religiöser Interessen stattfindet.

Auszug aus dem Leitantrag 2015

Beschluss des Bundeskonkgress 2015.

Unsere Generation ist die Generation Krise. Was unseren Eltern jetzt als Abstieg droht, ist für die meisten von uns Normalität. Nicht erst seit Gestern entwickelt sich die Situation von jungen Menschen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa zum Schlechteren. Schlechtere Löhne und Arbeitsbedingungen, Leiharbeit, Leistungszwang, befristete Verträge, Hartz IV und vieles andere sorgen nicht nur für einen schlechteren Lebensstandard, sondern tragen auch stark zu Verunsicherung und Perspektivlosigkeit, gerade bei jungen Menschen, Frauen* und Migrant*innen bei. Nicht nur Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sondern auch die, die sich momentan in einer Ausbildung befinden sind von prekären Arbeits- und Lebensumstände umständen betroffen. Armut und Abstiegsängste konditionieren alle, nicht nur jene, die direkt betroffen sind.

Für über 6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik ist Hartz IV heute Alltag und der Rest hat Angst morgen dazuzugehören, akzeptiert niedrigere Löhne, Überstunden und verzichtet auf hart erkämpfte Rechte. Dieser Zustand der wachsenden gesellschaftlichen Ungleichheit, der Angst und des Abstiegs ist das Ergebnis der Politik der rot-grünen Bundesregierung sowie der Großen Koalition. Diese sozial- und arbeitsmarktpolitischen Rückschritte waren das Ergebnis der neoliberalen Übermacht in der Gesellschaft und haben die Kräfteverhältnisse noch einmal zugunsten des Kapitals und seiner Lobbys verschoben. Sie verschärfen die Ungerechtigkeit für unsere Generation, verschärfen die Krisenverhältnisse, die wir nicht hinnehmen und gegen die wir eine solidarische Mehrheit organisieren wollen.

Auszug aus dem Leitantrag 2015

Beschluss des Bundeskongress 2015.

Seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2009 formieren sich in den öffentlichen Diskursen in Europa wieder vermehrt rassistische Sterotype. Doch Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind nicht erst seit der Krise an der Tagesordnung, sondern tief in der Gesellschaft und dem Staat verankert. Sie gehen von Alltagsrassismus über Racial Profiling* bis hin zu den Morden des NSU. In der neuen Partei AfD wird dieses Gedankengut hoffiert und durch bürgerlichen Anstrich „salonfähig“ gemacht. Doch Rassismus gibt es nicht nur in der AfD, es gibt ihn in unterschiedlicher Ausprägung in allen Parteien.

In den letzten Monaten kam es wöchenlich in Dresden aber auch in anderen Städten zu rasssistischen Aufmärschen sogenannter Patriotischen Europäer*innen, welche der Hass und die Vorurteile gegen alles (vermeintlich) Nicht-Deutsche eint.  Seit dem Aufkeimen dieser sogenannten „Montagsspaziergänge“ kommt es vermehrt zu Brandanschlägen auf Geflüchtetenlager und Gewalt gegen Refugees. In Talkshows wurde PEGIDA Anhänger*innen eine unkritische Plattform geboten und durch Gesprächsangebote ihren rassistischen und menschenfeindlichen Ressentiments Legitimität gegeben.  Dies zeigt uns eindrücklich – Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Deshalb bleiben wir dabei, wir werden nicht mit PEGIDA & CO reden, sondern uns ihnen in den Weg stellen. Wo ihr Rassismus anfängt, hört für uns die Meinungsfreiheit auf.

„Im Dezember 1992, nach den Pogromen von Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Mölln usw. beschloss der Bundestag die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl. Dies wurde mit der vermeintlichen Angst der Bevölkerung begründet, die die Politik ernst nehmen müsse. Damit wurden Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern gemacht und die Bedingungen für Geflüchtete massiv verschlechtert. Heute, mehr als 20 Jahre nach der Aufhebung des Grundrechts auf Asyl, ist eine erneute Verschärfung der Asylgesetzgebung in Deutschland geplant. Refugees werden durch diese kriminalisiert und unter Generalverdacht gestellt. Die Möglichkeit ihrer Inhaftierung ist an Kriterien gebunden, die praktisch jeder Refugee erfüllt. Ihre Ausgrenzung und Isolation von der Gesellschaft wird gefördert und immer weiter manifestiert. Ein abgelehnter Asylantrag, auch unter der scheinheiligen Begründung durch Dublin III, führt zu sofortigem Einreise- und Aufenthaltsverbot auf deutschem Boden der/s jeweiligen Geflüchteten.

Auch die EU-Organisation FRONTEX wird nicht, wie von vielen Seiten gefordert, an die Rettung von Menschenleben gebunden. Stattdessen wird sie durch die Erweiterung um FRONTEX PLUS/Triton und Eurosur noch menschenfeindlicher gemacht und ihre Kompetenzen bezüglich der Abschottung Europas durch militärische Mittel ausgeweitet. Seenotrettung von Refugees innerhalb europäischer Grenzen bleibt strafbar, da sie als „Schlepperei“ definiert wird, sobald die Geretteten auf europäischem Festland ankommen. So kommt es, dass Jahr für Jahr Tausende Menschen an den Außengrenzen der EU sterben.

Diegenigen Refugees, die es dennoch nach Europa schaffen, werden aufgelesen und nach „Prüfung“ des Status alsbald wieder abgeschoben, sodass vielen nur der Schritt in die Illegalität bleibt. Ihre Situation ist von staatlicher Repression, gesellschaftlicher Ausgrenzung und Angst vor Gewalt geprägt. Aber es gibt Widerstand: Refugees ermächtigen sich selbst, gehen bundesweit auf die Straße und besetzen Gebäude.

Willkommenskultur praktisch machen! Im Sinne einer antirassistischen, menschenfreundlichen Politik wollen wir Geflüchtete sowohl individuell und in Bündnissen vor Ort unterstützen. Wir setzen uns für globale Bewegungsfreiheit und die Auflösung der menschenverachtenden Europäischen Außengrenzen ein. Deshalb unterstützen wir Blockaden rassistischer „Spaziergänge“, Soli-Konzerte und Spendenkampagnen für Refugees und praktische Hilfe in Geflüchtetenlager. Wir suchen den Austausch mit Refugees, unterstützen sie in ihrem Kampf um Selbstbehauptung und treten für sichere Fluchtwege ein.

* Als racial profiling bezeichnet man das Handeln von Polizei-, Sicherheits-, Einwanderungs- und Zollbeamt*innen, wenn dieses auf allgemeinen Kriterien wie „Rasse“, ethnischer Zugehörigkeit, Religion und nationaler Herkunft einer Person basiert

Zum Beginn der zweiten Sammelphase der Berliner Initiative »Deutsche Wohnen & Co. enteignen!«: Bundesweite Unterstützungskampagne startet

Pressemitteilung vom 22.02.2021

Am Freitag, 26. Februar beginnt in Berlin die zweite Sammelphase des Volksbegehrens »Deutsche Wohnen & Co. enteignen!«, das Immobilienkonzerne mit Beständen über 3.000 Wohneinheiten in Berlin vergesellschaften und in Gemeingut überführen möchte. Zeitgleich startet eine bundesweite Unterstützungskampagne für »Deutsche Wohnen & Co. enteignen!«, die von Mieter*inneninitiativen und stadtpolitisch Aktiven aus ganz Deutschland getragen wird.

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Linksjugend [’solid] fordert Altmaier-Rücktritt

Pressemitteilung vom 16.12.2020

Die Linksjugend [’solid] reagiert empört darauf, dass Wirtschaftsminister Peter Altmaier der Öffentlichkeit laut Berichten des SPIEGEL länger als ein Jahr lang ein Gutachten vorenthalten hat, welches die begonnene Umsiedlung der Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich und Berverath für den Tagebau Garzweiler hätte abwenden können.

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Wir suchen Verstärkung

Wir suchen Verstärkung in unserem Team in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Wir wollen dieses Jahr folgende Stellen (neu) besetzen:

Du hast Fragen zum Stellenprofil, zum Verfahren etc.? Dann wende dich gerne an info@linksjugend-solid.de.

Solidaritätserklärung mit den streikenden Beschäftigten im ÖPNV

Wenn wir die Klimakatastrophe noch stoppen wollen, müssen wir den Autoverkehr deutlich reduzieren. Nur mit einem guten öffentlichen Nahverkehr können die CO2-Emissionen im Verkehr deutlich verringert und damit dafür gesorgt werden, dass der Verkehrsbereich endlich seinen Beitrag zur Einhaltung der Pariser Klimaziele beiträgt. Gute Bus- und Bahnanbindung mit kurzen Wartezeiten, verlässlichen Anschlüssen, dichterer Taktung, neuen Haltestellen und Linien sind Voraussetzung für das Gelingen der Mobilitätswende.

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Pressemitteilung von Die Linke.SDS und linksjugend [ˈsolid] zur Situation der Studierenden

Die Corona-Krise hat vielen Studierenden ihren Job gekostet und sie an den Rand der Existenz gedrängt. Doch während Konzerne mit zahlreichen milliardenschweren Konjunkturmaßnahmen gestützt werden, tauchen Studierende im Konjunkturprogramm gar nicht erst auf. Eine der wenigen Hilfen in der Corona-Zeit sind zinslose Darlehen. Auch die nun von Bildungsministerin Karliczek angekündigten Zuschüsse in Höhe von 500€ sind eine Farce. Als Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (Die Linke.SDS) und linksjugend [ˈsolid] fordern wir deshalb:

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Pressemitteilung der linksjugend [‘solid] zur Situation in den griechischen Flüchtlingslagern

In den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln leben mehr als 42.000 Menschen. Die Verhältnisse in diesen Lagern sind bereits ohne Coronakrise menschenunwürdig: Es gibt kaum Medikamente, unzureichend sauberes Trinkwasser und Lebensmittel; Heizung, Strom und Decken fehlen. Die sanitären Zustände sind katastrophal und tragen dazu bei, dass sich in den Lagern, in denen Menschen zu Tausenden auf engstem Raum leben, Krankheiten wie ein Lauffeuer ausbreiten.

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