Sprecher*innenkreis des BAK Revolutionäre Linke

Diese Krise muss ein Weckruf sein – für einen klassenkämpferischen Jugendverband!

Die Corona-Pandemie hat weltweit die größte soziale Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelöst. Hunderttausende Menschenleben sind bedroht und Zehntausende bereits verloren, weil nationale Gesundheitssysteme kaputt gespart wurden und der Kapitalismus versagt, Gesundheit und soziale Existenz der Mehrheit der Bevölkerung zu sichern. Diese Krise kann und wird nicht allein mit einem Impfstoff überwunden, denn die Krankheit heißt Kapitalismus. Schon im letzten Jahr mehrten sich die Zeichen, dass eine Rezession in der Weltwirtschaft und auch in Deutschland eingesetzt hat. Die Folgen des Corona-Ausbruchs verschärfen diese nun massiv und es ist nicht auszuschließen, dass wir vor der tiefsten Krise des Kapitalismus in seiner Geschichte stehen.

Alles wird anders

Obwohl die Herrschenden in Rekordtempo neoliberale Grundsätze, wie die Schuldenbremse, über Bord geworfen haben, um das System aufrechtzuerhalten, werden die Profite der Kapitalisten nicht angetastet. Die Kosten dieser Krise sollen auf dem Rücken der Arbeiter*innenklasse ausgetragen werden. Massive Angriffe auf Lebensstandards und demokratische Rechte liegen vor uns. Die Bedeutung sozialer und Klassenfragen wird zunehmen. Gleichzeitig gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Kämpfe gegen die Klimazerstörung, Rassismus oder Sexismus aufhören. Auch wenn der Terroranschlag von Hanau vom Virus wieder in den Hintergrund gedrängt wurde, sollten wir nicht vergessen, wie viel Angst aber auch Wut sich angesichts des Erstarkens der Rechten angesammelt haben.

Im Verlauf dieser Krise wird sich das Bewusstsein breiter Schichten der Bevölkerung, insbesondere unter Jugendlichen, radikal verändern. Das wird früher oder später zu größeren gesellschaftlichen Kämpfen führen. Im Verlauf dieser Krise wird ein großer Teil das kapitalistische System in Frage stellen. Damit wird auch die Offenheit für sozialistische Ideen wachsen – wie die Zahl jener, die sich organisieren wollen, um für die eigenen Interessen kämpfen zu können.

Bundesverband stagniert

Man wünschte bei diesen Aussichten, man könnte sich darauf verlassen, dass der größte linke Jugendverband in Deutschland die damit einhergehenden Chancen schon nutzen wird. Leider haben die letzten Jahre kaum Anlass für solche Hoffnungen gegeben. Im Gegenteil ist es nötig eine deutliche Warnung auszusprechen: Wenn der Verband sich nicht von Grund auf verändert, ist es schwer vorstellbar, dass er in den kommenden Klassenkämpfen und Bewegungen eine Rolle spielen und zu einem Anziehungspunkt für Jugendliche wird. Keine Frage: Viele Genoss*innen, Basisgruppen und Landesverbände wie NRW und RLP sind aktiv dabei, einen klassenkämpferischen, linken Jugendverband aufzubauen. Aber der Bundesverband ist meilenweit davon entfernt, ein Angebot für sich radikalisierende Jugendliche zu sein.

Beispiel Klimabewegung: Während sich im letzten Jahr hunderttausende Jugendliche darin radikalisiert haben, veröffentlichte der BSp*R einen einzigen Flyer zum Thema. Der Bundesverband hat es versäumt ein sozialistisches Programm aufzustellen, noch wurde er groß wahrgenommen. Unser BuKo-Antrag von April 2019 auf einen solchen Flyer wurde erst in diesem Frühjahr umgesetzt. Die linksjugend [’solid] stagniert, weil sie in solchen Bewegungen nicht deutlich macht, warum es überhaupt einen sozialistischen Jugendverband braucht. Das setzt sich heute leider fort: Seit Ausbruch der Corona-Krise gibt es kein Notfallprogramm mit konkreten Forderungen oder Flyer und Wandzeitungen für die Basisgruppen, um außerhalb der linken Online-Szene Menschen zu erreichen.

Das grundlegende Problem im Verband ist politisch. Im Bundesverband und den meisten Landesverbänden dominieren reformistische Strategien, die abstrakt die „befreite Gesellschaft“ zum Ziel ausgeben, aber in der alltäglichen Praxis trotz der ein oder anderen richtigen politischen Forderung keinen Weg über den Rahmen des Kapitalismus hinaus weisen. Das führt konsequenterweise zu Kooperationen mit pro-kapitalistischen Parteien wie SPD und Grünen und ihren Jugendverbänden. Aber wie für die LINKE gilt auch für den Jugendverband, dass diese Orientierung eine sozialistische Kraft überflüssig macht. Das verhindert auch den Verbandsaufbau, wenn man politisch unterschiedslos zu anderen Organisationen ist und die Selbstbespaßung der eigenen Szene dazu führt, dass Jugendliche aus der breiten Bevölkerung abgeschreckt werden. In Krisenzeiten gilt das doppelt und dreifach.

Was nötig ist

Die linksjugend [’solid] muss sich von Grund auf ändern, wenn sie in den nächsten Jahren eine Rolle im Kampf für eine sozialistische Gesellschaft spielen will. Zuallererst braucht der Verband ein Krisenprogramm, welches die Interessen der Arbeiter*innenklasse und Jugend verteidigt. Das beinhaltet u.a. den Kampf gegen Entlassungen und Kurzarbeit, gegen Lohnverlust und die Ausweitung der Arbeitszeit, für Gesundheitsschutz an Schulen, Unis und am Arbeitsplatz, für massive Investitionen ins Gesundheitssystem, sowie die Rekommunalisierung privatisierter Krankenhäuser und Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Die Herrschenden geben das Bild aus, wir säßen alle in einem Boot. Wir müssen jetzt dagegenhalten und erklären, dass nicht die Arbeiter*innenklasse sondern die Kapitalist*innen die Kosten dieser Krise bezahlen sollen. Die Schlussfolgerung dieses Programms muss sein, die Macht der Kapitalist*innen zu brechen und Großkonzerne und Banken in öffentliches Eigentum bei demokratischer Kontrolle und Verwaltung der arbeitenden Bevölkerung zu überführen. Auf Grundlage der Einführung einer demokratisch geplanten Wirtschaft kann die Gesellschaft diese Krise überwinden und neue Krisen vermeiden.

Dieses Programm muss auf die Straße, in Schulen und Universitäten und in Betriebe getragen werden. Es könnte massenhaft durch Flyer, Plakate etc. verbreitet werden; auf Veranstaltungen – in Lockdown-Zeiten online – diskutiert werden. Eine Möglichkeit wäre auch die zeitnahe Einberufung eines bundesweiten Jugendkrisengipfels – zur Not online, sobald wie möglich physisch – gemeinsam mit z.B. den Gewerkschaftsjugenden, um über Widerstand und Forderungen zu beraten. Die Krise wird dazu führen, dass auch junge Beschäftigte in den Gewerkschaften nach Mitteln suchen, um sich zu Wehr zu setzen. Mit diesen Jugendlichen müssen wir Bündnisse schließen.

Diese Krise muss ein Weckruf für den Verband sein. Schluss mit Karrierismus, Ausschlussversuchen gegen Verbandslinke oder szenelinker Selbstbespaßung. Es braucht dringend einen klassenkämpferischen Jugendverband, der – wie wir in unserer Gründungserklärung geschrieben haben – „den Namen sozialistisch, links und demokratisch verdient hat.“ Um Mehrheitsverhältnisse dafür zu erreichen, ist es wichtig, dass sich die kritischen und kämpferischen Kräfte organisieren. Der BAK RL soll dafür ein Forum sein. Wir laden alle ein, sich uns anzuschließen.

BG Hannover & LV Niedersachsen

 

Einleitung:
Das Wort „radikal“ bedeutet den Wurzeln des Problems auf den Grund zu gehen. In diesem Sinne haben wir versucht einen schonungslosen Blick auf unseren gemeinsamen Jugendverband zu werfen und herauszufinden, wo unsere grundsätzlichen Probleme liegen. Dabei haben wir uns vor allem auf die Struktur des Verbandes konzentriert, Probleme benannt und versucht Lösungen aufzuzeigen.

  1. Organisation

Mitgliederverwaltung

Ein großes Problem, dass uns davon abhält unser volles Potenzial auszuschöpfen, sind Schwierigkeiten in der Mitgliederverwaltung. Basisgruppen werden nicht über neue Mitglieder in ihrem Umfeld informiert, so dass es nicht möglich ist, auf diese zuzugehen und sie aktiv einzubinden. Sympathisant*innen, die einmal bei einem Treffen waren, können in Mailverteiler aufgenommen werden. Dies kann eine gute Mitgliederverwaltung jedoch höchstens ergänzen und niemals ersetzen. Hier brauchen wir dringend eine Lösung in Form einer zentralen Mitgliederverwaltung, auf die Sprecher*innen oder gewählte Mitgliederbeauftragte Zugriff erhalten. Diese sollte zwischen aktiven und passiven Mitgliedschaften sowie Sympathisant*innen unterschieden.

Mentoring

Der Einstieg in den Verband ist oft schwerer als er sein müsste. Oft würde es schon helfen, wenn es jemanden gäbe, an den man sich wenden kann wenn man Fragen hat oder sich beteiligen möchte. Zu diesem Zweck schlagen wir vor, ein Mentoringprogramm zu erproben.

Kampagnenfähigkeit

Viele unserer im Ansatz sehr gut konzeptionierte Kampagnen scheitern, weil niemand etwas von ihnen mitbekommt. Aus diesem Grund sollten diese besser, in den Verband hinein kommuniziert werden. Hier braucht es mehr direkte Kommunikation mit der Basis und neue Organisationsformen, die Bottom-Up ermöglichen.

BSp*R

Um die Arbeit des Jugendverbandes auf Bundesebene besser koordinieren zu können, würden wir eine Aufstockung des BSp*R unterstützen. Damit außerdem eine gewisse Kontinuität gewährleistet ist, möchten wir euch vorschlagen, die Wahlperiode auf zwei Jahre zu verdoppeln, wobei jedes Jahr die eine Hälfte der Mitglieder neu gewählt wird.

Geschäftsführung

Um die Geschäftsführung, die bisher lediglich organisatorische Arbeiten übernimmt, mit einem Mandat für politische Arbeit auszustatten und demokratisch zu legitimieren, würden wir vorschlagen, diese in ein in ein Wahlamt umzuwandeln.

SDS

Wir sind inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem wir als linksjugend in unserer täglichen Arbeit kaum noch in Berührung mit dem SDS kommen. Das in der Satzung unseres Verbandes beschriebene Verhältnis als eine Arbeitsgruppe der linksjugend, bildet die Realität nicht mehr ab. Der SDS hat sich längst weit von seiner ursprünglichen Aufgabe, nämlich Hochschulpolitik zu machen, entfernt. Stattdessen nimmt er zu allen möglichen Themen Stellung, wozu die Mitglieder selbstverständlich auch das Recht haben. Aber das ist aus unserer Sicht dann eben nicht mehr die Aufgabe eines Arbeitskreises. Der SDS hat eigene Strukturen, eine eigene Mitgliederverwaltung und eigene Entscheidungsfindungsprozesse, an denen der Rest des Verbandes nicht beteiligt ist. Wir sollten daher Anstrengungen unternehmen den SDS wieder tiefer in den Verband und die vorgesehenen Strukturen zu integrieren.

Verhältnis zur Partei

Außerdem möchten wir generell für eine stärkere Bindung an die Partei plädieren. Die LINKE braucht einen starken Jugendverband, der es sich nicht nur zur Aufgabe macht, sozialistische Politik der jungen Generation schmackhaft zu machen, sondern auch in die Partei hineinwirkt bzw. junge Menschen für eine Arbeit in der Partei vorbereitet. Das bedeutet nicht, nicht mehr in Bündnissen mitzuarbeiten oder keine Bewegung mehr zu unterstützen. Es geht vielmehr um die interne inhaltliche Ausrichtung. Für uns bedeutet das, sich inhaltlich stärker an parlamentarischen Themen zu orientieren und auch stärker den Kontakt zu Mandatsträger*innen zu suchen. So können wir junge Menschen für linke Politik gewinnen und hoffentlich auch dazu motivieren, sich lokal einzubringen.

  1. Öffentlichkeitsarbeit / Erscheinungsbild

Wir unterstützen die laufenden Bemühungen des Bundesverbandes ein neues Corporate Design zu erarbeiten, möchten den Genoss*innen dabei jedoch ein paar Denkanstöße mit auf den Weg geben…

Sharepic Generator

Neben einem Design Manual benötigen wir endlich einen guten Sharepic Generator, der es auch technisch weniger affinen Genoss*innen ermöglicht, binnen weniger Minuten ein vorzeigbares Sharepic zu entwerfen. Dieser muss natürlich die Möglichkeit zum Upload von Bildern sowie Formatvorlagen für verschiedene Plattformen bieten. Bestenfalls sogar die Möglichkeit eigene Vorlagen zu erstellen.

Logo / Farbschema

Wir wünschen den beteiligten Genoss*innen dabei auch genügend Mut, sich vom aktuellen Design zu entfernen. Dieses hat sich zwar in den letzten Jahren stetig verbessert, ist aber nicht wirklich mitreißend.

Infrastruktur

Die Bundesebene sollte ein einheitliches Design für Webseiten anbieten, auf dem die Basisgruppen dann einfach aufsetzen können. Außerdem wäre ein einheitliches Hosting von Webseiten, Cloudspeicher, Mailadressen usw. eine gute Idee. Bei der Menge an Basisgruppen und Landesverbänden, die eigene Websites unterhalten, könnten hier vierstellige Beträge gespart werden.

Basis sichtbar machen

Um neue Mitglieder zu gewinnen und den Verband lebendiger wirken zu lassen, wäre es gut, mehr Bilder von der Basis zu zeigen. Hier kann uns ein Blick zu unseren Genoss*innen nach Österreich wie es geht.

Namen ändern

Unser Doppelname „linksjugend [’solid]“ ist aus dem Zusammenschluss zweier Jugendverbände entstanden. Bei solchen Fusionen spielen natürlich immer Befindlichkeiten eine Rolle. Das „[’solid]“ wirkt inzwischen ein wenig wie ein Fremdkörper, führt bei anderen Gruppen zu Verwirrung und steht eventuell einem frischen Auftritt im Weg. Daher unser Vorschlag zur Umbenennung in linksjugend.

Mandatsträger*innen

Obwohl wir als linksjugend bisher weniger am parlamentarischen Betrieb orientiert sind als andere Jugendverbände, haben wir viele Mitglieder, die sich lokal auch in Parlamenten für progressive und soziale Politik einsetzen. Dieses Engagement müssen wir auch in der Öffentlichkeit mehr wertschätzen. Indem wir positive Erfahrungen teilen und darüber sprechen, was diese Genoss*innen alles bewirken, können wir mehr junge Leute dazu bringen, sich zu engagieren und selbst zur Wahl zu stellen.

öffentliche Vertretung:

Um in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen zu werden, müssen wir unseren Umgang mit Medien besser koordinieren. Anderen Jugendverbänden gelingt es auf diesem Weg inzwischen öffentlichkeitswirksam eigene Themen zu setzen. So geschehen im Rahmen der Enteignungsdebatte im letzten Jahr. Politische Erzählungen, sind in den Medien mit den Gesichtern, die sie verkörpern, untrennbar verbunden. Aus diesem Grund würden wir die Wahl von Vorsitzenden auf Bundesebene oder zumindest die Beauftragung zweier Sprecher*innen als Ansprechpartner*innen für Medien begrüßen.

Onlineshop

Des Weiteren wünschen wir uns einen Onlineshop, in dem Genoss*innen möglichst günstig T-Shirts oder andere Materialien erwerben können, die der Verband nicht kostenfrei zur Verfügung stellen kann.

Frederic Beck

Solide oder was?

Die aktuelle Situation zeigt uns einmal mehr, wie verletzlich und fragil das gesellschaftliche und ökonomische Gefüge ist, in dem wir leben. Die soziale Frage ist drängender denn je und eigentlich sollten die Umfragewerte der Partei – zu der wir nun mal ein Stück gehören, mögen wir noch so unabhängig sein – in luftigen Höhen schweben. Doch anstatt dessen spielen wir in den Medien, den Köpfen der Menschen und den alltäglichen Gesprächen keine Rolle. Das mag wenig auffallen, wenn wir uns immer nur im eigenen Dunstkreis bewegen. Doch wir sind nicht der Nabel der Welt. Abgesehen davon, dass das nicht erklärtes Ziel linker Politik sein sollte, werden wir auch nie nur in die Nähe einer mehrheitsfähigen Arbeit kommen, wenn wir es nicht endlich schaffen, unser Engagement adäquat nach außen zu transportieren.

Die linksjugend ist gut darin Strukturdebatten zu führen und Anträge über die großen Fragen des Seins zu diskutieren, gerne auch zu fremden Ländern oder mit Vokabular jenseits aller Alltagstauglichkeit. Wenn es aber darum geht sich mit den lokalen Problematiken auseinanderzusetzen, im Leben der Menschen sichtbar zu werden und sich im Dialog darüber auszutauschen, was den Menschen des Lebensumfelds jenseits des eigenen Kneipentisches unter den Nägeln brennt, sind Lücken in unserer Arbeit zu erkennen. Im intellektuellen Milieu mag unser Wirken noch auf Anklang stoßen, obwohl selbst dort erschreckend hohe Wissensdefizite und mangelndes Interesse noch allzu oft dazu führen, dass Kreuze bei den Grünen oder an schlimmerer Stelle gesetzt werden. Erst wenn ich mich mit den Leuten hinsetze und ihnen in Ruhe unsere Positionen, Ziele und unsere Arbeit erkläre, kann ich sie für uns und die Sachen, für die wir kämpfen gewinnen. Das geht aber nur, wenn ich mich nicht die ganze Zeit mit mir selbst beschäftigte. Die prekären, weniger akademisierten Schichten hingegen scheinen – bis auf wenige Ausnahmen – für die linksjugend aktuell in ungreifbarer Ferne zu sein. Ich gebe zu, dass auch ich Schwierigkeiten habe, Inhalte so zu transportieren, dass sie für alle verständlich sind. Doch wenn wir uns darin nicht üben, wird es in Zukunft keine signifikanten Fortschritte in diesem Bereich geben.

Radikale Forderungen, gerne auch mal über das Realisierbare hinaus, sind Kern unseres politischen Verständnisses. Allerdings müssen wir auch anerkennen, dass es nur gemeinsam mit anderen mitte-links orientieren Parteien und Strömungen geht und wir im Zweifel zu Kompromissen bereit sein müssen. Absolute Positionen sind da wenig hilfreich. Auch hier gilt wieder, nur in Einigkeit können wir in Verhandlungen ein Maximum an unseren Forderungen durchsetzen und nur im Bewusstsein, dass auch andere gute Vorschläge unterbreiten können, ist eine sinnvolle Arbeit untereinander und mit anderen möglich. Kritik ist wichtig, doch nicht jedes Wort sollte auf die Goldwaage gelegt werden und nicht jede Debatte im Kleinklein versinken. Das wirkt neunmalklug und wenig einladend. Wer mit Genderstern und Gramsci noch nicht geschmeidig umgehen kann, ist nicht unser Todfeind, der sitzt ganz wo anders. Im Land- oder Kreistag, der Konzernzentrale zum Beispiel.  Wie können wir uns nun also abheben, die Menschen und vor allem die Jugend für uns gewinnen und gleichzeitig echte Verantwortung übernehmen?

Wir können wunderbar gegen etwas sein: Gegen den Kapitalismus, gegen den

Neoliberalismus, gegen Nazis und gegen schmutzige Autos. Doch das FÜR ist uns verloren gegangen. Ich stelle mir eine linksjugend vor, die eine Vision des demokratischen Sozialismus im Herzen trägt. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg und diesen können wir nur in kleinen, praxistauglichen Schritten beschreiten. Also sollten wir in den Schulen, an den Unis und in den Betrieben dafür sorgen, dass die Menschen vor Ort für sie aufbereitete Materialien an die Hand bekommen und sich selbst ermächtigen und organisieren, um für ihre Vorstellungen einer besseren, linkeren Welt zu streiten. Die Situation in Venezuela mag brennend sein, doch konkret helfen können wir hier, an Ort und Stelle. Sei es um den Nahverkehr für Auszubildende kostenlos zu machen, das Noten-Regime zu lockern oder Langzeitstudiengebühren anzuprangern. Die wenigsten Jugendlichen kommen von sich aus zu uns, erst wenn wir genügend Bewusstsein geschaffen haben, wird sich dieser Prozess verselbstständigen. Zuhören ist dafür zunächst die wichtigste Formel, denn nur so können wir Probleme verstehen, Lösungen entwickeln und gleichzeitig unsere Visitenkarte in den Köpfen verankern, damit beim nächsten Mal die Kreuze an der richtigen Stelle gesetzt werden und auch wir als Verband durch immer neue Mitglieder bereichert werden. Denn das wollen wir doch: Pluralität. Und zwar solche die uns eint und nicht eine die uns bis zur Unkenntlichkeit spaltet. Dafür kämpfe ich und viele andere in und außerhalb unseres Verbandes. Für Frieden, Solidarität, kritische Ökonomie und immer auch ein Stück Humor in Zeiten einer schier endlosen Ernsthaftigkeit.

BG Altötting-Mühldorf

Die linksjugend [‘solid] steht in der Krise des Neoliberalismus und dem globalen Erstarken der Rechten an der folgenden Frage gebunden: Mit der Arbeiterklasse gegen das Kapital oder mit dem Kapital gegen die Arbeiterklasse?

Jahrzehntelang musste beispielsweise das Sozial- oder Gesundheitssystem dem Neoliberalismus zum Opfer fallen. Unter der Agenda 2010 wurden seitens der rot/grünen Bundesregierung Sozialabbauten vorgenommen, die unter Helmut Kohl unvorstellbar waren. Die Agenda 2010 führte zur Aufspaltung der Arbeiterklasse in links und rechts. Die Linke wollte sich in der Arbeiterklasse durchsetzen, ist aber an vielen Stellen gescheitert.

Dadurch entwickelte sich Die Linke – auch die linksjugend [‘solid] – zu einer angepassten Kraft, die eher auf Kämpfe im Parlament als in Betrieben setzt. Die Entfremdung von der Arbeiterklasse und auch die gescheiterten Regierungsbeteiligungen haben enorm dazu beigetragen, dass Die Linke nicht mehr als „Alternative“ wahrgenommen wird, wie es vor zehn Jahren noch der Fall war. Faschistische Wahlerfolge sind Folgen, da sich das gespaltene Proletariat keiner richtigen Alternative mehr bewusst ist.

Was lernen wir daraus?

Es braucht ein Umdenken in der Linken. Das Anbiedern an Grüne und SPD kann in Folge der Weichspülung ihre Programmatiken keine Option mehr sein. Wir müssen uns von jenen Parteien und Gruppierungen distanzieren, die den größten Sozialabbau in der Geschichte der BRD vorgenommen haben. Seitens der Linken müssen radikale soziale Forderungen gestellt werden; das Milieu, das die Partei erreichen musst, ist die Arbeiterklasse. Experimente im linksliberalen Akademikermilieu sind und waren gescheitert.

Eine gesellschaftliche Linke muss in der Lage sein, Betriebsräte an linken Strukturen zu beteiligen. Das ist ein Werkzeug, um Mehrheiten in der Arbeiterklasse zu sichern und um ihre Forderungen zu Gute zu kommen. Wir müssen dafür sorgen, dass gewerkschaftliche Organisationen die Macht sichern können, die so vor einigen Jahrzehnten schon ausgeübt haben. Dabei wird die Macht des Kapitals gebrochen und auf die Arbeiter verteilt.

Wie weiter mit der linksjugend [‘solid]?

Die linksjugend [‘solid] muss an ihre Ideale halten: sich klar gegen Neoliberalismus und Faschismus aussprechen und ihre Ungerechtigkeiten sowie Verbrechen entlarven. Wir streben eine Gesellschaft an, in denen Profite nicht mehr übergeordnet werden und die Produktionsgüter der Allgemeinheit zu Gute kommen.

Schluss mit bürgerlichen Regierungsbeteiligungen der Linken! Eine sozialistische Wirtschaftsordnung lässt sich unter Beteiligung der Grünen und SPD nicht ermöglichen. Stattdessen sind dabei Angriffe der Bourgeoisie auf die Arbeiterklasse mögliche Folgen. Der Jugendverband muss radikale soziale Forderungen, die sich im Alltag vieler Menschen widerspiegeln, im Vordergrund stellen und die Handlungen aller Parteien (inkl. Linkspartei) klar kritisieren!

Es müssen bundes- und landesweite Diskussionsplattformen sowie Bildungsveranstaltungen geschaffen werden, um Leben in unserem Jugendverband zu sichern und geschulte Kader zu ermöglichen. Auf diesen Diskussionsplattformen soll es Möglichkeiten geben, über ein marxistisches Programm zu reden: Ohne sozialistisches Programm ist ein „linksradikaler“ Jugendverband keine Organisation, die die Mehrheit der Arbeiterklasse und Jugendlichen für sich gewinnen kann.

Das Intervenieren in Demos und Streiks soll stärker denn je geschehen: durch das Verteilen von Flugblättern und Halten von Reden wollen wir die Sympathie der Arbeiter und Jugendlichen gewinnen.

Dazu gehört es auch, dass die Präsenz im Internet deutlich gestärkt wird: währenddessen Faschisten es schaffen, in vielen Foren und Diskussionen Dominanz zu schaffen, ist gleiches vom linken Lager ausgehend selten der Fall. Wir brauchen geschulte Kader, die sich miteinander vernetzen und aktiv Aufrufe, Artikel und offene Briefe gemeinsam schreiben. So können wir enorm dazu beitragen, dass die Öffentlichkeitsarbeit der linksjugend [‘solid] ausgebaut wird. Das Entlarven von Positionen neoliberaler Parteien / Organisationen muss ebenfalls geschehen, um als wahrnehmbare Opposition dargestellt zu werden.

Zum Beginn der zweiten Sammelphase der Berliner Initiative »Deutsche Wohnen & Co. enteignen!«: Bundesweite Unterstützungskampagne startet

Pressemitteilung vom 22.02.2021

Am Freitag, 26. Februar beginnt in Berlin die zweite Sammelphase des Volksbegehrens »Deutsche Wohnen & Co. enteignen!«, das Immobilienkonzerne mit Beständen über 3.000 Wohneinheiten in Berlin vergesellschaften und in Gemeingut überführen möchte. Zeitgleich startet eine bundesweite Unterstützungskampagne für »Deutsche Wohnen & Co. enteignen!«, die von Mieter*inneninitiativen und stadtpolitisch Aktiven aus ganz Deutschland getragen wird.

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Linksjugend [’solid] fordert Altmaier-Rücktritt

Pressemitteilung vom 16.12.2020

Die Linksjugend [’solid] reagiert empört darauf, dass Wirtschaftsminister Peter Altmaier der Öffentlichkeit laut Berichten des SPIEGEL länger als ein Jahr lang ein Gutachten vorenthalten hat, welches die begonnene Umsiedlung der Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich und Berverath für den Tagebau Garzweiler hätte abwenden können.

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Wir suchen Verstärkung

Wir suchen Verstärkung in unserem Team in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Wir wollen dieses Jahr folgende Stellen (neu) besetzen:

Du hast Fragen zum Stellenprofil, zum Verfahren etc.? Dann wende dich gerne an info@linksjugend-solid.de.

Solidaritätserklärung mit den streikenden Beschäftigten im ÖPNV

Wenn wir die Klimakatastrophe noch stoppen wollen, müssen wir den Autoverkehr deutlich reduzieren. Nur mit einem guten öffentlichen Nahverkehr können die CO2-Emissionen im Verkehr deutlich verringert und damit dafür gesorgt werden, dass der Verkehrsbereich endlich seinen Beitrag zur Einhaltung der Pariser Klimaziele beiträgt. Gute Bus- und Bahnanbindung mit kurzen Wartezeiten, verlässlichen Anschlüssen, dichterer Taktung, neuen Haltestellen und Linien sind Voraussetzung für das Gelingen der Mobilitätswende.

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Pressemitteilung von Die Linke.SDS und linksjugend [ˈsolid] zur Situation der Studierenden

Die Corona-Krise hat vielen Studierenden ihren Job gekostet und sie an den Rand der Existenz gedrängt. Doch während Konzerne mit zahlreichen milliardenschweren Konjunkturmaßnahmen gestützt werden, tauchen Studierende im Konjunkturprogramm gar nicht erst auf. Eine der wenigen Hilfen in der Corona-Zeit sind zinslose Darlehen. Auch die nun von Bildungsministerin Karliczek angekündigten Zuschüsse in Höhe von 500€ sind eine Farce. Als Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (Die Linke.SDS) und linksjugend [ˈsolid] fordern wir deshalb:

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Pressemitteilung der linksjugend [‘solid] zur Situation in den griechischen Flüchtlingslagern

In den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln leben mehr als 42.000 Menschen. Die Verhältnisse in diesen Lagern sind bereits ohne Coronakrise menschenunwürdig: Es gibt kaum Medikamente, unzureichend sauberes Trinkwasser und Lebensmittel; Heizung, Strom und Decken fehlen. Die sanitären Zustände sind katastrophal und tragen dazu bei, dass sich in den Lagern, in denen Menschen zu Tausenden auf engstem Raum leben, Krankheiten wie ein Lauffeuer ausbreiten.

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