Bericht vom European Forum in Bilbao 9.11.-11.11.2018
Wenn die Linken kommen präsentiert sich das Baskenland von seiner schönsten Seite und empfängt die Delegationen von linken Parteien und Organisationen aus ganz Europa und der Welt bei strahlendem Sonnenschein. Bestens gelaunt kann so an drei Tagen hintereinander gemeinsam und auf Augenhöhe über linke Politik im Allgemeinen, aber vor allem im Speziellen diskutiert werden. Dabei liegt der Fokus breit gefächert mal bei Feminismus, mal bei Ökologie oder Wirtschaft, so dass alle heißdiskutierten Schwerpunktthemen abgedeckt sind.
Eine große Schwäche linker transnationaler Veranstaltungen in Europa war aber leider wieder zu spüren. Statt sich in kleinen fokussierten Veranstaltungen intensiv auszutauschen und zu debattieren, gibt es fast ausschließlich große Plenen mit vielen gesetzten Redner*innen. So werden viel zu Oft nur Standpunkte ausgetauscht und der Erkenntnisgewinn hält sich in engeren Grenzen als Nationalstaaten.
Neben dem Austausch von Positionen und Standpunkten, geht es natürlich auch um die Vernetzung zwischen all den unterschiedlichen Personen und Gruppen. Das klappt aus Erfahrung am besten in den Momenten zwichen den Panels, bei traditionellen baskischen Häppchen („Pintxos“) und am Abend in lockerer Atmosphäre. Das Dinner am Freitag musste aufgrund des aufziehenden Sturms, der sich wohl mutmaßlich aus der ganzen Energie, die dieses Treffen versprühte, entwickelt hatte, abgesagt werden. Davon beirren lies sich aber Niemand und so wurden Kontakte einfach vor dem Tagungsort ausgetauscht und die verpackten Teileelemente des Menüs kurzerhand draußen verteilt. Das Konzert am Samstag konnte zum Glück wie geplant von statten gehen und bildete einen tollen kulturellen Rahmen, auch wenn baskischer Rap sicher nie die großen Hallen des Kontinents füllen wird.
Nicht außer Acht gelassen werden darf auch das Jugendforum, bei dem sich 40 junge Erwachsene von Dänemark bis Südafrika austauschten und versuchten gemeinsame Strategien zu entwickeln, um den etwas ins Stocken geratenen Einigungsprozess aller europäischer (und internationaler) linker Kräfte wieder mit neuem Schwung zu beleben. Erfreulicherweise konnten wir dabei nicht nur Erfahrungen austauschen, sondern auch jede Menge Kontakte knüpfen. Damit können wir zum einen dem Prozess einer europäischen Linksjugend neuen Schwung geben und zum anderen unsere Genoss*innen zu unserem europäischen Jugendwochenende bei uns in Leipzig einladen. Dort können dann die tollen Ideen und Visionen, die jetzt gesammelt wurden in konkrete Aktionen umgemünzt werden.
Inspiration lieferten neben den bereits genannten Punkten die besonders interessanten Statements von linken europäischen Größen wie Gabi Zimmer (Vorsitzende GUE/NGL Fraktion im EP) oder Benoît Hamon (ehemaliger französischer Präsidentschaftskandidat). Sie machten deutlich, wie wichtig es ist gemeinsame Werte und Ideen zu verteidigen, anstatt sich auf die trennenden Elemente zu fokussieren. Genau in diesem Geiste stand auch das gesamte Treffen, bei dem deutlich wurde, dass die europäische Linke keinesfalls tief gespalten ist, sondern in Solidarität und gegenseitiger Achtung zueinander steht und miteinander kooperiert. Am Ende wollen wir schließlich alle das Gleiche, eine friedliche, gerechte, solidarische und geeinte europäische Gesellschaft. Dass es sich lohnt dafür zu kämpfen und man mit diesem Kampf keineswegs allein dasteht, hat das vergangene Wochenende eindrucksvoll bewiesen.
Von Frederic Beck