Caro Blüme und Christopher Thieme

Strategie zur Mitgliedergewinnung

In den letzten Jahren sind global rechtes und neofaschistisches Gedankengut auf dem Vormarsch, der gesellschaftliche Diskurs verschiebt sich nach rechts und wenn Linke und ihre Initiativen nicht totgeschwiegen oder verwässert werden, dann wird jeder Ausdruck von Konsequenz ihrerseits als verbrecherisch verteufelt und als Beweis für sie Hufeisentheorie angeführt. Um neue Mitglieder und Unterstützer*innen zu gewinnen steht uns, anders als rechten Verbänden, das Mittel der Provokation weniger offen. Während Trump, Höcke und Co. gerade durch markige Sprüche Zuspruch bekommen, verlieren wir durch ähnliche Rhetorik diesen eher, was auch der Eklat zur Strategiekonferenz der Partei einmal mehr gezeigt hat. Im öffentlichen Bewusstsein sind die Begriffe „Sozialismus“ und „Kommunismus“ nicht zuletzt durch den Kalten Krieg und stalinistische Bürokratie negativ besetzt.

Aufklärung über oppositionelle Kommunist*innen und sonstige Vertreter*innen des Sozialismus wie Einstein findet quasi gar nicht statt. Jetzt ist es an uns als positive unterstützende Kraft ins öffentliche Bewusstsein zurückzukehren, die für die Interessen der 90% eintritt. Dafür müssen andere Jugendliche, aber auch ältere Menschen positive Erfahrungen mit uns machen, gehört werden und angenommen werden. Man muss ihnen etwas bieten , auch wenn es auf den ersten Blick nicht politisch erscheint. Das meint nicht nur Hilfe in Notlagen wie z.B. organisierter Beistand für Gefährdete während der Coronakrise, sondern auch simple Gemeinschaftsveranstaltungen auf lokaler Ebene bei denen man sich kennenlernen und ins Gespräch kommen kann – auch über politische Themen. Der Gemeinschaftsgeist und die solidarische Atmosphäre ist dabei essentiell: Wenn Leute sich wohl und willkommen fühlen, kommen sie auch gerne wieder und erzählen ihren Bekannten davon, die sie dann vielleicht auch bei Gelegenheit mitbringen. Besonders notorisch marginalisierte Gruppen und Personen sind dafür empfänglich. An diesem Punkt muss man ansetzen. Sobald man sich gut kennt wirkt auch eine Einladung zu einem Vortrag, einer Infoveranstaltung etc. weniger unpersönlich; auf die Meinungen von Freund*innen legt man bekanntlich mehr Wert und man nimmt eher politische Publikationen von ihnen an als von Fremden. Da beginnt die politische Bildung und Aufklärung, mit der man die neuen Freund*innen auf seine Seite ziehen kann. Wohlgemerkt sollte das tatsächliche Bildung sein und jede Lüge oder Beschönigung der Wahrheit, auch wenn sie uns besser dastehen lassen sollte verbietet sich von selbst. Jede Unwahrheit, die wir verbreiten, diskreditiert uns und führt Menschen in die Irre. Das sollte niemals unser Ziel sein; man darf Jugendliche oder generell Menschen keiner Gehirnwäsche unterziehen. Stattdessen sollte man durch systematische Aufklärung Klassenbewusstsein schaffen und dieses durch Theoriebildung stützen und vernünftig begründen. Das Eingliedern und Zusammenschweißen innerhalb der Basisgruppen dürfte durch gemeinsame Aktionen und regelmäßige(!) Treffen größtenteils von selbst auf den Weg gebracht werden. Problematisch ist die Umsetzung dieser Strategie während der Coronakrise, obwohl man gerade jetzt durch Hilfsangebote in seiner Nachbarschaft punkten kann. Es bleibt das Problem, dass die Medien ungern über Initiativen der Linksjugend [’solid] berichten, also müssen wir selbst auf uns aufmerksam machen und das nicht nur in Zeiten von Corona. Das Stichwort an dieser Stelle ist Agitprop.

Doch wie ist es mit der Zeit nach der Coronakrise? Wie ist es möglich Menschen anzusprechen, die nicht zum direkten Umfeld gehören? Es gehört zur Standardpraxis von Linken mit Infostände Kontakt nach außen hin zu suchen. Dies ist aber vor allem für unsere Bezugsgruppe nicht (mehr) effektiv. Die Alternative dazu stellen zum einen Guerilla-Marketing und natürlich Social Media Präsenz dar, was verbunden werden kann. Guerilla Marketing beschreibt Aktionen, welche aufgrund eines geringen Budgets nur einen kleinen direkten Empfängerkreis haben, meist aber im Nachhinein für viel Publicity sorgen. Aktionen also, welche mit wenig Budget und von einer kleinen Gruppe ausgeführt , für viel Medienaufmerksamkeit sorgen können. Plakate angebracht an öffentlichen Plätzen sind eine Möglichkeit. Es bringt unsere Inhalte leicht verständlich zu den Menschen. Ähnlich verhält es sich mit Adbusting. Dieses hat zudem noch einen Kapitalkritischen Effekt. Die dritte Form sind mit Sprühkreide angebrachte Inhalte an öffentlichen Plätzen. All das ist von einer kleinen Personengruppe ausführbar, sorgt wegen des ungewöhnlichen Charakters für mehr Sichtbarkeit und für das Wiederholen von linken Standpunkten zur stärkeren Einprägung unserer Position führt. Weiterhin zieht es einen kleinen Diskurs über die Form nach sich, mit der sich aufgrund der Erwartung einer Haltung dieser gegenüber Menschen noch einmal mehr mit den Inhalten auseinander setzen müssen.

Zusammengefasst ist es für den Gewinn von Genoss*innen und das weitere Verbreiten von progressiven Inhalten effektiv die Menschen im Privaten zu erreichen. Ob in Form von Freizeitgestaltung oder vorsichtig formulierten Diskussionsanregern, es ist wichtig dass wir die Menschen auf persönlicher Ebene erreichen.

 

 

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