- Feminismus ist keine Nebensache
Quotierung und Feminismus sind kein nice to have: Wenn ganze Landesverbände trotz großer Aktivenzahl in ihren Gremien und auf ihren Veranstaltungen oft einen Männerüberhang verzeichnen, dann ist das kein unschöner Zufall, sondern ergibt sich daraus, dass stark männlich dominierte Strukturen dieses Geschlechterverhältnis reproduzieren. In solchen Fällen ist es sinnvoll und notwendig, eine harte Quotierung anzuwenden, damit sich entsprechende BGs auch darum bemühen müssen Frauen* zu gewinnen. Es braucht im gesamten Verband ein Bewusstsein für die Wichtigkeit antisexistischer Politik und ein Aufbrechen von Mackerkultur und Männerbünden. Wir setzen uns ein für die Gründung eines Frauen(Inter*Trans)-Rats, der bundesweit arbeitet, um den Stand der Frauenförderung zu prüfen und Bildungsangebote spezifisch für junge Frauen zu schaffen.
- Queerpolitik gehört auf die Agenda
Queerpolitik sollte kein Thema sein, mit dem Mensch sich höchstens einmal im Jahr passend zum CSD beschäftigt, sondern ein beständiges wichtiges Thema, mit dem sich auseinander gesetzt wird. Queerpolitik ist kein Nischenthema, denn in der Linksjugend sind viele junge, queere Menschen organisiert und es braucht eine innerverbandliche Solidarität, die bei allen ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der queeren Emanzipation schafft. Es reicht nicht auf dem liberalen Standpunkt zu bleiben und Queerfeindlichkeit aus dem Bauch heraus abzulehnen. Ein sozialistischer Verband sollte eine materialistische Analyse von Queerfeindlichkeit haben, anstatt einfach bei der moralischen Verurteilung und der theoretisch nicht unterfütterten Solidarität stehen zu bleiben. Es gibt eine reiche Geschichte marxistischer Denker*innen, die sich mit der Unterdrückung von Menschen auseinandergesetzt haben, deren Sexualität und Geschlechtlichkeit nicht in das herrschende Geschlechtersystem passt, bloß sollte der Jugendverband auch mal anfangen, sich mal mit denen auseinanderzusetzen.
- Arbeit an Schulen
Als Jugendorganisation ist es unabdingbar Schüler*innen (inklusive Azubis) für unsere politische Arbeit zu gewinnen. Mitglieder die noch zur Schule gehen, können dort sehr stark Einfluss nehmen. Dafür brauchen wir Konzepte wie wir direkt den Schulalltag mit guten Positionen verbessern wollen, basierend auf Selbstverwirklichung, kritischem Denken und Partizipation. Zum Beispiel erfolgreiches Teilnehmen an Podiumsdiskussionen könnten dafür effektive Werbung sein, dafür braucht es aber Vorbereitung und Training. Ein gemeinsamer Leitfaden zu Podiumsdiskussionen und Debattenverhalten könnte dafür hilfreich sein.
- Wie präsentieren wir uns in der Presse und Öffentlichkeit
Um als linke Organisation stark aufzutreten braucht es eine gute Außenkommunikation. Diese muss klar sein und unsere konkreten Forderungen rüberbringen, verständlich, um in der Masse mehr Menschen zu erreichen und provokant, um linke Themen stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen. Niemandem nützt eine radikale Forderung, wenn sie nicht über den Verband hinausdringt. Wir setzen uns ein für eine hauptamtliche Stelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Auch ist es
notwendig, die Basis stärker bei der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen, beispielsweise durch einen gut funktionierenden vielseitigen Sharepic-Generator und Online-Vorlagen für Presseverteiler, Pressemitteilungen, Flyer etc.
- Kultur und Förderung innerhalb des Verbandes
Menschen innerhalb der Linksjugend müssen sich wohlfühlen können und bei uns einen sicheren Raum wissen, der sie vor Unterdrückung schützt und sie gleichzeitig bei der Partizipation außerhalb, aber vor allem auch innerhalb, fördert. Mitglieder müssen vor allem Pluralität erlauben, Debatten über verschiedene Positionen zulassen und von der eigenen Meinung abweichende Positionen nicht gleich mit Schlagbegriffen belegen, die wir in der Regel für Gegner*innen von ganz weit rechts reserviert haben. Die politische Arbeit bei uns muss effektiv und anerkannt werden, dadurch motivierend sein, aber auch Spaß machen, weil wir sind ja auch kein konservativ-bürgerlicher Jugendverband. Wir brauchen daher in vielen Teilbereichen eine gesunde Balance. Das regelmäßige Plenum sollte pünktlich stattfinden und strukturiert ablaufen. Das Plenum sollte keine reine Bildungsveranstaltung sein, aber auch kein purer Social Club, um Parties zu organisieren, stattdessen beides anbieten.
- Mentoring von Neumitgliedern
Um junge und neue Mitglieder besser in den Verband einzubinden, müssen wir ein Mentoringprogramm schaffen. Dabei ist es einerseits wichtig, dass innerhalb der Basisgruppen erfahrenere Mitglieder neue Mitglieder betreuen und ihnen einen guten Einstieg ermöglichen. Andereseits braucht es auch ein bundesweites Angebot von Mentor*innen, die zu Basisgruppen fahren und Skillsharing betreiben.
- Kommunikation mit der Basis
Die Kommunikation der Bundesebene mit den Basisgruppen muss sich unabhängig machen von der Kommunikation über die Landesverbände. Es braucht eine direkte Kommunikationsplattform für die Basisgruppen und den BSPR, beispielsweise über Messengerdienste (auf keinen Fall über E-Mail, Facebook oder andere Dienste, die kaum wirklich junge Menschen noch nutzen). So können Kampagnen besser im Verband verbreitet werden und die Landesebenen gewinnen Ressourcen, um an eigenen landesspezifischen Projekten zu arbeiten, statt Flüsterpost zwischen Bundesebene und Basis zu spielen.
- Bündnispolitik und Arbeit mit anderen Partei-Jugenden
Bündnispolitik muss darauf ausgerichtet sein, gemeinsam gesellschaftliche Diskussionen nach links zu rücken, öffentlichen Einfluss zu nehmen und gemeinsam für politische Projekte wesentlich mehr Ressourcen zu mobilisieren, als wir das allein könnten. Um das zu erreichen, dürfen wir unsere Bündnispolitik nicht allein auf linke Kleinststrukturen ausrichten, sondern müssen versuchen, auch mit anderen großen Organisationen und Jugendverbänden in einen kontinuierlichen Austausch zu geraten.
- Verhältnis zur Partei Die LINKE
Die Partei ist für uns Partnerin im gemeinsamen Kampf und sie muss bei uns eine starke Jugendorganisation finden, die sich bspw. auch in Wahlkämpfen als handlungsfähig erweist. Unser Ziel ist es, in der Partei stärker aufzutreten und so auch der Partei klarzumachen, dass sie gut daran täte, Jugendstrukturen stärker zu unterstützen.
- Militanz und Verantwortung
Unser Ziel darf es nicht sein, schon klar links politisierte Menschen im Konkurrenzkampf mit anderen linken Gruppen zu gewinnen, sondern, neue Menschen nach links zu politisieren. Deshalb ist es strategisch unklug, nach außen durch Militanz und Verbalradikalismus aufzufallen, da wir so potentiell erreichbare Menschen abschrecken und nur die eigene Szene erreichen. Das heißt keinesfalls, auf klare und auch provokante Öffentlichkeitsarbeit zu verzichten, im Gegenteil ist diese potentiell sinnvoll, um gesellschaftliche Diskurse nach links zu verschieben. Dies funktioniert aber nur, wenn es eine strategische Analyse gibt, was oder wen man damit auf welchem Weg erreichen will. Militanz als Selbstzweck dient nur dem Ziel, sich selbst für besonders krass zu halten, und sollte überwunden werden.