Was riecht vergoren wie Sauerkraut, klingt nervtötend wie Volksmusik und ist so scheinheilig wie das C in CDU? Richtig: Die deutsche Leitkultur.
Während mit rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Parolen wieder Tausende mobilisiert werden können, Nazis Todeslisten anlegen, während sie sogar schon losziehen und ihre Pläne wie im Fall Lübcke in die Tat umsetzen, hat der frühvergreiste CDU-Politiker Philipp Amthor nichts Besseres zu tun als dem rechten Mob noch zu erzählen, dass seine Kultur die führende und Multikulti tot sei. Philipp Amthor geht es bei diesem Wiederaufwärmen einer Debatte, die schon vor 20 Jahren nach kaltem Kaffee geschmeckt hat, eben nicht darum eine Kultur der Emanzipation im Sinne aufklärerischer Werte zu fordern, sondern darum, den Rechten das Wasser abzugraben, indem er selbst tief in ihre Gefilde vorstößt. Das zeitgleich „Bürgerkrieg“ auf Twitter trendet, weil wieder einmal eine rechte Terrorzelle Anschläge geplant hat, offenbart die Absurdität und Perfidität seines Anliegens. Amthors Kulturbegriff ist dabei so einfach wie falsch: „DIE deutsche Kultur“ gegen „DIE anderen Kulturen“. Dass die kulturellen Verhältnisse von Menschen, die sich mit Hartz4 durchschlagen müssen sich von denen eines Friedrich Merz durchaus unterscheiden können, scheint ihm ebenso wenig in den Sinn zu kommen wie die Veränderlichkeit von „Kultur“. Wie diese deutsche Leitkultur aussehen soll, verrät Amthor natürlich nicht. Wir denken da an Grabschen auf dem Oktoberfest, Biersaufen bis zur Besinnungslosigkeit und Fackelumzüge in Dresden. Zur Leitkultur werden wir das aber sicher nicht erheben.
Als linksjugend [ˈsolid] kämpfen wir gegen alle Verhältnisse, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Im dem Verein freier Menschen, den wir wollen, ist deshalb kein Platz für Zwangskollektive mit Leitkultur.