Hochschule: Linke Studies machen mobil

Uni zwischen House of Finance und Wohnen in der Turnhalle

Um ihr Anliegen erfolgreich durchzusetzen, sind auch die Studis auf eine starke linke Partei in den Parlamenten angewiesen

Morgens um 7.30 – es ist laut in der Turnhalle. Die Vorlesung fängt bald an – also nichts wie los in die Uni. Angekommen im House of Finance, der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Frankfurt, ab in den Commerzbank-Hörsaal. Der Professor, bezahlt von der Deutschen Bank, hält seine Vorlesung zum Thema Banken. Er doziert heute über die Nachteile der Bankenregulierung.
So sieht heute der Uni-Alltag mancher Studis an der Uni Frankfurt aus. Das Beispiel hört sich erst einmal extrem an, ist aber vielerorts Realität geworden – der Hörsaal Aldi Süd an einer FH in Bayern, die monatelangen Übernachtungen in Turnhallen in Marburg wegen Wohnungsmangel oder Seminare in Kirchen und Kinos in Kassel wegen fehlenden Unigebäuden. All das gehört zum Studieren in Deutschland dazu.

Linke Studis vor Ort
Die Beispiele haben linke Studis vom Studierendenverband Die Linke.SDS gesammelt. Der SDS hat mittlerweile über 50 Hochschulgruppen vor Ort. Die Aktiven sind in den Gremien der Unis engagiert und setzen sich dort mit und für die Studis ein. Sie kämpfen gegen die Anwesenheitspflicht in den modularisierten Studiengängen und gegen Studiengebühren oder setzen sich für mehr bezahlbaren Wohnraum vor Ort ein. Sie bieten Vorträge und Seminare zur Ökonomisierung der Bildung, aber auch zu rechten Burschenschaften und der Eurokrise, an. Andere Gruppen unterstützen die schlecht bezahlten studentischen Hilfskräfte oder solidarisieren sich mit den Streiks der Reinigungskräfte.

Warum linke Hochschulpolitik so wichtig ist
Mittlerweile studiert ein Drittel eines Jahrgangs an der Uni. Deshalb ist  es nicht egal, wie die Uni und der Uni-Alltag aussehen. Was wird an den Unis gelehrt? Welches Wissen ist wichtig? Welche Arbeitsbedingungen herrschen an der Uni? Wie demokratisch ist die Uni? In welchem Umfeld fällt das Lernen am leichtesten? Und vor allem: Was ist das Ziel eines Studiums?

Wenn es nach CDU/CSU/FDP/SPD/Grünen geht, soll das Studium eine möglichst schnelle und kostengünstige Ausbildung sein. Wir linken Studis haben eine andere Vorstellung vom Studium: Bildung ist keine Ware, sondern ein Grundwert und ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. An der Uni sollen Studis lernen Sachverhalte zu hinterfragen und sich selbstständig eine Meinung zu bilden. Das geht nicht, wenn im Studium keine Zeit zum eigenständigen Denken bleibt und der*die Professor*in von der Wirtschaft bezahlt wird. Und das geht auch nicht, wenn die Studis einen Großteil ihrer Zeit mit schlecht bezahlten Nebenjobs bestreiten müssen, weil das BAföG nicht zum Leben reicht oder zu wenig Studis BAföG-berechtigt sind.

Wer die ganze Zeit jobben und Klausuren schreiben muss, hat keine Zeit seine Interessen zu vertreten.  Das Studium prägt unser Leben. Deshalb ist es wichtig, für eine solidarische und kritische Uni zu streiten.

Students fight for a better Life
Das Engagement an der Uni allein reicht allerdings nicht aus, denn die Uni ist Teil gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Die Ökonomisierung und Privatisierung der Bildung und die Unterfinanzierung im Bildungsbereich stehen im Zusammenhang mit der Kürzung des Sozialstaats und der Umverteilung von Unten nach Oben.

Ob beim Wohnraum oder Stellenkürzungen an den Unis – alleine ist jeder und jede aufgeschmissen. Es ist wichtig sich zu organisieren und gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft einzutreten. Um die Verhältnisse an der Uni zu ändern, ist es aber wichtig über den universitären Tellerrand hinauszuschauen und linke Politik gegen Kürzungen und für ein menschenwürdiges Leben zu unterstützen. Deshalb versucht der SDS bspw. in diesem Jahr, gemeinsam mit Bündnispartner*innen eine Kampagne für bezahlbaren Wohnraum zu organisieren und politisch Druck zu machen.

Um ihre Anliegen erfolgreich durchzusetzen, sind auch die Studis auf eine starke linke Partei in den Parlamenten angewiesen. Nur dort können BAföG-Erhöhungen und die Streichung von Studiengebühren beschlossen werden. Der Bildungsstreik in Hessen hat zur Abschaffung der Studiengebühren beigetragen. Das Beispiel zeigt: Es ist wichtig dran zu bleiben und aktiv zu werden. Allein ist die gesellschaftliche Linke noch zu schwach, deshalb ist es wichtig mit anderen und überall – ob an der Uni oder im Betrieb – gemeinsam für eine starke Linke zu streiten!

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