Alles Krise oder was?
„Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution – und zwar schon morgen früh.“ (Henry Ford)
Seit Ende 2007 füllt ein kleines Wort wie kein anderes die Schlagzeilen unserer Zeitungen: Krise. Und damit zusammen Wörter wie Bankenrettung, Hedgefonds und natürlich Schulden. Schätzungen zu Folge wurden seit Beginn der Krise über eine Billionen Euro Verlust gemacht. Die sog. Rettungspakete der EU-Staaten plus das der USA umfassen insgesamt 2,6 Billionen Euro – also eine schwindelerregende Zahl mit zwölf Nullen. Die Summe entspricht dem, was laut UNO nötig wäre, um den Hunger in Afrika 52 Jahre lang zu bekämpfen!
Was zum Henker ist passiert?
Krisen gibt es immer wieder im Kapitalismus, und sie laufen immer ähnlich ab: Ein begehrtes Objekt, z.B. Aktien steigt im Preis. Daraufhin wird noch viel mehr gekauft, da alle spekulieren, dass die Preise weiterhin steigen und sie dann einen fetten Gewinn machen, wenn sie später verkaufen. Irgendwann ist der Höhepunkt erreicht: die Ersten wollen nun wieder verkaufen und ihren Gewinn einstreichen – die Preise fallen wieder rapide ab. Es bricht Panik aus, alle wollen ihre „Wertpapiere“ mit den „faulen Kredite“ nun loswerden – der Markt bricht zusammen. Die Finanzblase platzt. Ein Markt also, wo Dinge gehandelt wurden, die in ihrem Wert total überschätzt waren. Wer nicht früh genug verkaufen konnte, macht nun riesige Verluste, weil die Preise ins Bodenlose fallen. Die Anleger kriegen Angst, das Vertrauen in andere Märkte sinkt ebenfalls. Immer mehr Spekulanten ziehen ihr Geld ab und tun es auf sichere Konten. Wenn zu viele Anleger ihr Geld gleichzeitig wieder haben wollen, werden Banken zahlungsunfähig. Eine Bank nach der anderen geht Pleite, die Verbliebenen misstrauen sich untereinander, denn niemand weiß, wer noch alles „faule Kredite“ im Safe hat. Eine Kettenreaktion beginnt – weltweit brechen die Finanzmärkte ein. Besonders davon betroffen sind in Europa Länder wie Griechenland, Spanien oder Portugal. Und dann kommt der die EU ins Spiel. Um die betroffenen Länder und das globale Finanzsystem wirtschaftlich zu stabilisieren, kommt die EU mit riesigen milliardenschweren Rettungspaketen zu Hilfe. So wird es zumindest behauptet. Was gerne verschwiegen wird: Die bisherigen Griechenland-Hilfen beispielsweise flossen nahezu vollständig an den Finanzsektor, nämlich zu 94 Prozent an Banken und privaten Gläubigern, aus Deutschland, Frankreich oder der Schweiz – also den Verursachern der Krise. Für diese ’’Rettung“ müssen die Menschen in Griechenland auch noch einen hohen Preis zahlen…
Eine ganze Generation steht vor dem Aus
Das Geld kommt nicht nur den Falschen zu Gute, die Bankenrettung hat auch verheerende Folgen:
Jeder dritte Mensch in Griechenland ist arbeitslos, unter jungen Leuten ist es sogar mehr als die Hälfte! Löhne sinken in freien Fall, öffentliche Unternehmen werden privatisiert, im öffentlichen Dienst und in sozialen Bereichen wird gekürzt, was das Zeug hält. Denn an solche Maßnahmen sind die Rettungspakete geknüpft.
Unzählige Existenzen stehen vor dem Aus, sind obdachlos und können sich kaum noch das Nötigste zum Leben leisten. In Spanien sieht es kaum besser aus. Über 40% der jungen Arbeiter*innen haben keine Arbeit, in Portugal sind es rund 37%. Diese extremen der Folgen der Krise bedrohen den sozialen Frieden und verschärfen die Situation ernorm.
Hierzulande wird suggeriert, dass „wir Deutschen“ ja sehr gut durch die Krise gekommen seien. Tatsächlich erscheint eine Jugendarbeitslosigkeit von derzeit 7,4 % verglichen mit Portugal, Spanien und Griechenland sehr niedrig. Doch zu glauben den Jugendlichen in Deutschland gehe es gut ist ein Trugschluss. Im Jahr 2013 gab es 824.626 Bewerber*innen auf Ausbildungsplätze in Deutschland, davon offiziell 15.650 Unversorgte. Die Wahrheit sieht also anders aus. Von den 824.626 Bewerber*innen haben 273.355 keinen Ausbildungsplatz zugewiesen bekommen.
Scheiße! und jetzt?
Das Wissen darüber, wie Kapitalismus funktioniert und die Erkenntnis, dass der Staat uns nicht „retten“ wird, helfen uns im Widerstand gegen ein menschenverachtenes und umweltzerstörendes System. Aktiv zu sein im Aufbau von polit-ischen Gruppen und Netzwerken, die vor allem ein Ziel haben: Kapitalismus abschaffen. In unserem Kampf um eine alternative Gesellschaft, in der die Wirtschaft den Bedürfnissen der Menschen dient – liegt der wichtigste Schlüssel zur Überwindung solcher Krisen und aller anderen Zumutungen des Kapitalismus. Für was könnte eine globale Finanzkrise gut sein, wenn nicht für das Erwachen einer Begierde – einem unstillbaren Durst nach einem Leben frei von Konkurrenz und Zwang, frei von Unterdrückung und Ausbeutung.
Deshalb fordern wir
- Der Auf- und Ausbau umfangreicher sozialer Sicherungssysteme
- Verbot von Finanzspekulation im Zusammenhang mit Lebensmitteln, Energie und Wohnraum.
- Hohe Steuern auf die Spekulation mit Wertpapieren aller Art, um die Folgen der Krise zu finanzieren.
- Die Schließung von allen Steueroasen und Steuerschlupflöchern sowie die Einführung hoher Vermögenssteuern.
- Alle Bereiche die das Leben absichern: Energie, Verkehrsbetriebe, Gesundheitswesen, Wohnraum etc. komplett in öffentliches Eigentum zu über-führen, also den Märkten zu entziehen und unter die Kontrolle der Bevölkerung zu stellen.
- Eine soziale Grundsicherung einzuführen, die allen Menschen, ohne wenn und aber ausgezahlt wird. Das würde die Löhne insgesamt anheben und ein würdiges Auskommen für alle ermöglichen. Alle Banken zu enteignen und das ganze Finanz-system unter eine starke öffentliche Kontrolle zu stellen