Der Bundeskongress 2018 hat beschlossen:
Die sogenannte „Digitale Revolution“ eröffnet neue Welten und sprengt alte Dimensionen. In ihr steckt sowohl das Potential nie gesehenen gesellschaftlichen Reichtums als auch der offenen und subtilen Beseitigung von Rechten und bekannten Arbeits- und Lebensverhältnissen. Diese Ambivalenz macht es unserer Ansicht nach notwendig, die Digitalisierung zu begreifen und einen Umgang mit ihr zu finden. Auf all die Fragen, die sich aus diesem Komplex ergeben hat bisher noch keine Partei für uns akzeptable Lösungen und schlüssige Antworten gefunden. Für uns ist eindeutig, dass es Bedarf an einer zukunftsorientierten und kulturoptimistischen, einer grenzenlosen und solidarischen Politik gibt, welche die Chancen der digitalen Revolution aufgreift. Durch Digitalisierung verändert sich nicht nur die Arbeit, sondern die Welt allgemein. Die wachsende Menge an nutzbaren Daten kann nicht nur für Überwachung eingesetzt werden, im Zusammenspiel mit ständigen Innovationen wird das, was wir bisher vor allem über Science-Fiction-Serien und Filme kennen zum Alltag. Wir müssen aber dafür sorgen, dass sich die utopischen Science-Fiction Zukunftsvisionen bewahrheiten, und nicht die zahlreichen dystopischen!
Digitalisierung, Robotisierung und künstliche Intelligenz revolutionieren bereits unser Leben und unsere Arbeit. Unsere Fähigkeit Natur zu manipulieren führt in stetig wachsendem Maße zu einer Veränderung des menschlichen Körpers. Selbstfahrende Autos, humanoide Roboter, 3D-Drucker sind nicht mehr der Anfang und erst Recht nicht das Ende. Wir sind der Ansicht, dass man vor all dem keine Angst haben sollte. Der Themenkomplex, der sich daraus für uns ergibt ist weitläufig: Digitalisierte Bildung, Datenschutz, der alle was angeht, oder das Urheberrecht in Bezug auf Medizin, Kultur und Medien. Ob Infrastruktur, denn Digitalisierung ist mehr als Breitbandausbau, Utopien jenseits des Kapitalismus oder Gaming. All diese Punkte sind wichtig in Bezug auf linke Zukunftsperspektiven im Zusammenhang mit Digitalisierung, aber es sind nicht die einzige, zahlreiche lassen sich ergänzen!
Wir haben das Gefühl, dass unser Verband die eigene Digitalisierung nur halbherzig umsetzt.
Ein Großteil der bürokratischen Abläufe funktioniert mittels Papier, seien es Fahrtkostenabrechnungen, Tischvorlagen, etc. In unserem Verband existiert kaum verknüpftes Wissen über Online-Auftritte oder Aktionsformen im Internet. Es gibt keinen Online Layout- Pool, über welchen alle aktiven Mitglieder, Landesverbände und OGs Flyer oder Sticker austauschen können. Arbeitsgruppen, BAKs und OGs organisieren ihre Arbeit teilweise über Facebook-Gruppen. Kaum eine OG oder ein Gremium kommuniziert verschlüsselt. Ohne in paranoide Argumentationen zu verfallen, kann trotzdem gesagt werden, dass sich die Repression gegenüber Linken zunehmend zuspitzt, gerade in Anbetracht dieser Tatsache, ist es wichtig, dass wir uns mit sicherer interner Kommunikation auseinandersetzen. Die Razzia in der Landesgeschäftsstelle der linksjugend [’solid] Thüringen ist nur ein aktuelles Beispiel von vielen. Wir haben das Gefühl, dass die Nazis rechts an uns vorbeiziehen, was Online-Auftreten (Propaganda) angeht und in der inhaltlichen Bearbeitung dieser Themen, überholt uns die FDP von rechts.
Dabei liegt es an uns, diese Themen von links zu besetzen um der zunehmenden kapitalistischen Verwertungslogik des Bereichs Digitalisierung eine linke Perspektive entgegenzusetzen. Damit wir wissen worüber wir reden, müssen wir uns Kompetenzen in diesen Bereichen aneignen, anfangen uns aktiv damit auseinanderzusetzen und uns nicht von der Angst vor dem Berg an Arbeit lähmen lassen, der damit auf uns zurollt. Kurzum: All diese Themen dürfen im Verband nicht zu kurz kommen. Dieser Antrag soll ein erster Anstoß zur Debatte in unserem Verband sein, er soll zeigen, wie groß und weitläufig das Themenfeld ist und dass wir dringend Nachholbedarf haben, uns inhaltlich mit all den angeschnitten und nichtangeschnitten Themen auseinanderzusetzen. In der Vergangenheit gab es unterschiedlichste Versuche, Strukturen zu gründen, die sich mit Digitalisierung auseinandersetzen wollten, wie z.B. den BAK Hipster oder den BAK Netzpolitik. Sie alle sind wieder eingeschlafen.
Deshalb möchten wir mit diesem Antrag
- die Gründung eines BAKs initiieren. Er soll Platz bieten um den Themenkomplex
inhaltlich zu bearbeiten. Er soll aber auch Raum ermöglichen, Vorschläge für die innerverbandliche Organisation, Kommunikation, Arbeit und den Austausch zu machen. Er soll den Verband auf progressiven Austauschplattformen wie dem Chaos-Communication-Congress (Internationales Treffen der Hackerszene) vertreten. Ob Hacker*innen, Nerds, ob Trekkies, oder Verschlüsselungfans, ob Expert*innen oder Neueinsteiger*innen wir wollen, dass der BAK allen, die sich in dem Themenfeld engagieren wollen, eine Möglichkeit bietet an ihren Themen zu arbeiten und den BAK zum Austausch untereinander zu nutzen.
- Darüber hinaus soll dieser BAK gemeinsam mit dem BSPR gegen Ende des Jahres
(November) eine Zukunftswerkstatt organisieren. Es braucht eine Perspektive für die Zukunft, die utopisches Denken möglich macht und die Chance bietet für die eigenen Ideen zu brennen. Solche Perspektiven wollen wir auf einer solchen Zukunftswerkstat erarbeiten und Wege, wie sie zu einer Umsetzung finden können beginnen. Die Zielsetzung einer solchen Zukunftswerkstatt soll es sein, Menschen die Möglichkeit bieten sich zu bilden und konkrete Positionen für die Linksjugend [`solid] auszuarbeiten.