Nach der letztjährigen Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz stand im Oktober diesen Jahres die Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar in Thüringen auf dem Programm.
14 junge Menschen aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Berlin, Hamburg und Hessen konnten sich vier Tage lang einen Eindruck der deutschen Barbarei im Herzen des ehemaligen Deutschen Reiches gewinnen. Auf dem Programm stand neben dem von Teamer*innen des Jugendverbandes vermittelte inhaltliche Dreiklang über Ursachen, Ausgestaltung und (kaum erfolgte) Aufarbeitung des Massenmordes ein umfangreiches Programm auf dem Gelände der Gedenkstätte selbst. Dank einer großartigen pädagogischen Begleitung durch die Gedenkstätte hatten wir die Möglichkeit, verschiedene Aspekte von Entstehung bis Befreiung des Lagers zu entdecken und uns ebenso mit dem infrastrukturellen Drumherum des binnen kürzester Zeit auf dem Ettersberg errichteten Lager zu befassen – von der Diskrepanz zwischen den herrschaftlichen SS-Villen und nächster Nähe zu den Baracken der Gefangenen bis hin zur tatkräftigen Unterstützung der profitierenden Weimarer Bevölkerung.
Nach der Besichtigung der relativ neuen Ausstellung auf dem Gelände des ehemaligen Lagers nutzten wir das Angebot, mit einem der Kuratoren der Ausstellung, Harry Stein, zu diskutieren und mit ihm über die Konzeptualisierung der Aufbereitung eines solch sensiblen Themas zu sprechen.
Ein weiterer Programmpunkt war eine Stadttour zum Thema „Weimar im NS“, in welcher es um die propagandistische Bedeutung dieser mitteldeutschen Kleinstadt für den Füherkult und als NS-Hochburg ging.
Als Abschluss erfolgte ein Rundgang durch das pompöse Mahnmal aus den 1950er Jahren und eine inhaltliche Befassung mit dem unterschiedlichen Gedenken in DDR und BRD in Zeiten des Kalten Krieges.
Für gut die Hälfte der Teilnehmenden war es der erste Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald. Jedoch konnten auch diejenigen, die die Gedenkstätte bereits – häufig im Zuge von Klassenausflügen – besucht haben viele neue vertiefende Erkenntnisse gewinnen.
Durch das positive Feedback aller Beteiligten freuen wir uns darauf, auch nächstes Jahr wieder eine Gedenkstättenfahrt anzubieten.
In Zeiten, in der überall in der Gesellschaft wieder vehementer ein „Schlussstrich“ gefordert wird und die neu in den Bundestag eingezogene AfD Antisemitismus, Rassismus und völkisches Denken wieder salonfähig machen will, wobei sie explizit fordert, sich im Geschichtsunterricht stärker auf „positives nationales Gedenken“ zu fokussieren, ist es wichtiger denn je, die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Wenn sich die AfD die Verbrechen der Wehrmacht wieder „positiv besetzen“ will, dann kann es nur heißen: Kein Vergeben, kein Vergessen!