Wir alle spielen Theater – jeden Tag. Rollenbilder bestimmen unser Leben. „Der Klassenclown“ macht ständig Unsinn, „die Streberin“ lernt die ganze Zeit, „die Heulsuse“ ist nah am Wasser gebaut. All diese Rollen füllen wir, ob wir es wollen oder nicht, mal mehr mal weniger gut aus. Sie werden uns häufig „angedichtet“. Aufgrund früheren Verhaltens, wegen des Eindrucks, den wir bei anderen hinterlassen, oder ganz einfach, weil wir zu einer Gruppe Menschen gehören, denen pauschal diese oder jene Eigenschaften zugesprochen werden.
Lesben sind gepierct, Schwule wirken weiblich?
Diese Rollen sind dabei erst einmal nichts Schlimmes, so lange sie zu uns passen. Oft verhindern sie aber auch, dass wir uns so verhalten, wie wir es eigentlich gern würden. Das passiert im Wesentlichen dann, wenn die Öffentlichkeit ganz bestimmte Vorstellungen davon hat, welche Rolle wir zu erfüllen haben. Schwule, Lesben, Frauen im Allgemeinen, Transgender – ihre Rollen sind durch Klischees und Vorurteile besonders fest geprägt. Schwule sind demnach schwuchtelige, oft weiblich wirkende, emotionale Arschficker. Lesben sind gepiercte, männlich wirkende Automechanikerinnen. Wer, wie die meisten, anders ist, kommt aus diesen und ähnlichen Rollen oft nicht so einfach heraus.
Die Angst vor der Ablehnung
Ein Beispiel: Wenn sich ein schwuler Junge in der Schule outet, dann gehen seine Mitschüler_innen automatisch dadurch, dass sie von seiner sexuellen Identität wissen, anders mit ihm um. Sie werden viel eher darauf achten, ob sein Verhalten zu den Rollenbildern passt, das sie von einem „typischen“ Schwulen im Kopf haben. Dabei passiert es leicht, dass alltägliche Gesten, wie z.B. einem Mitschüler körperlich nahe zu kommen, dem Klischee zugeschrieben werden. Selbst wenn der Junge einen anderen nur zufällig berührt, wird dies registriert. Die Reaktion ist Ablehnung, weil das Rollenbild selbst abgelehnt wird. Die Angst vor einem Coming-Out ist in vielen Fällen die Angst vor eben dieser ablehnenden Reaktion.
Gemeinsam gegen Ausgrenzung!
Ob schwul, lesbisch, bi oder transgender: Wir müssen und dürfen es nicht zulassen, auf Teufel komm raus in eine Schablone gepresst zu werden. Nur wenn wir die Logik, eine gewisse Rolle erfüllen zu müssen, nicht länger akzeptieren, wird auch Diskriminierung überwunden werden können. Das heißt, dass wir uns selbstbewusst unsere eigenen Rollen geben sollten, statt uns an den Erwartungen und Reaktionen anderer zu orientieren. Wir leben unser Leben – wem das nicht passt, zeigen wir die rote Karte. Informiert euch, werdet aktiv, schließt euch zusammen! Nur gemeinsam können wir eine Gesellschaft aufbauen, die Ausgrenzung gleich welcher Art nicht länger hin nimmt!
Ausgrenzung hat Struktur
Menschen werden in vielerlei Hinsicht aus der Gesellschaft ausgegrenzt und benachteiligt. Zum Beispiel wegen ihrer Hautfarbe oder dem Geschlecht. Diese Ausgrenzung vollzieht sich auch dann, wenn jemand nicht genug Geld hat, um am sozialen Leben Teil zu haben. Linksjugend [‚solid] setzt sich gegen jede Art von Ausgrenzung ein. Wir streiten für eine Gesellschaft, in der alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben und frei, selbstbestimmt und ohne Angst vor Repressionen miteinander leben können. Mach mit!